Heute stellen wir Euch auf dem DesignOrt Blog wieder einmal einen herausragenden Protagonisten des Leuchtendesigns vor: Verner Panton. Der dänische Architekt und Designer gestaltete nicht nur einige der beliebtesten Leuchten unserer Zeit, auch mit seinem poppigen Interior Design hat er Maßstäbe gesetzt. Eine Vielzahl seiner Entwürfe wurden zu Design-Klassikern. Pantons Raumlandschaften in kräftigen Farben und organischen Formen sind exemplarisch für das psychodelische Design der 1970er Jahre. Seine Sitzmöbel wie der Panton Chair und Vilbert Chair erfreuen sich bis heute großer Popularität – wie auch seine ikonischen Leuchten.
Quelle: Infinitylab
Die frühen Jahre
Nach dem Architekturstudium ist Verner Panton zunächst im Büro des berühmten Architekten Arne Jacobson als Assistent tätig. Bevor er sein eigenes Büro gründet, begibt sich der kreative Däne noch auf ausgedehnte Reisen und knüpft dabei Kontakte innerhalb der europäischen Designszene. Ein VW-Bus dient ihm bei diesem Trip als Transportmittel und Zeichenstudio gleichermaßen. Im Jahr 1955 geht bereits der erste Entwurf Pantons, der Bachelor Chair, in Serie. In den folgenden Jahren entwirft er auf geometrische Grundformen basierende Möbel in knalligen Farben, dieser Stil spiegelt sich auch in seinem Textildesign wieder. Pantons Design zeichnet sich durch innovativen Materialgebrauch und Experimentierfreude aus. Er ist einer der ersten Designer, der mit Kunststoff, Schaumstoff und synthetischen Textilien experimentiert. Er gestaltet u.a. die ersten aufblasbaren Sitzmöbel aus transparentem Kunststoff, ein zerlegbares Ferienhäuschen und Innenraumgestaltungen, die Aufsehen erregen. Die neuen industriellen Fertigungsmöglichkeiten faszinieren Panton und nach einer Vielzahl von Experimenten mit dem Werkstoff Kunststoff entsteht der legendäre Panton Chair, der erste Freischwinger aus Kunststoff. Anfang der 60er Jahre zieht Verner Panton nach Basel, später wird er eine Gastprofessur an der HfG Offenbach annehmen. In seiner langjährigen Entwurfstätigkeit wird er nicht nur eine Vielzahl von Raumkonzepten, Möbel und Leuchten sondern darüber hinaus auch Textilien, Gläser, Vasen, Kaffeeservice, Uhren… gestalten.
Interior Design und Wohnvisionen
Der Architekt und Designer folgt in seinen Entwürfen einer ganzheitlichen Herangehensweise, das spiegelt sich am offensichtlichsten in seinem Interior Design wider. Verner Pantons Wohnlandschaften provozieren tiefenpsychologische Deutungen und werden als Wohnvisionen bezeichnet. Er gestaltet Räume im Sinne eines total environment. Boden, Wand und Decke versucht er durch stimmige Form- und Farbkonzepte zu einer Einheit zu verweben und die gängige Raumaufteilung auf diese Weise aufzulösen. Das gelingt ihm so gut, dass man oft auf den ersten Blick nicht sofort erkennen kann, wo oben und unten ist. Diese radikale Designauffassung macht Verner Panton berühmt.
Quelle: Flickr, Pinterest: AnOther / ohohoh
Wohnlandschaften in einem Farbklang
Für seine Räume designt Panton aufeinander abgestimmte Möbel und Leuchten. Ergänzend dazu auch Wandelemente und Muster für Dekostoffe – alles in einem Farbklang gehalten. Ausstellungsräume und Wohnlandschaften drücken eine positive Zukunftszugewandtheit aus und werden zum Inbegriff des futuristischen Designs der 70er Jahre. Das Design der Teppiche, Vorhänge und Bezugsstoffe ist von der Op-Art inspiriert und folgt Pantons charakteristischen Farbgestaltung. Zu den Höhepunkten zählt die Gestaltung der Ausstellung auf dem Dralon Schiff (auch Visiona 0 genannt) und der Visiona 2-Ausstellung für Bayer im Rahmen der Kölner Möbelmesse, das Interieur Design für das Verlagshaus des Spiegels in Hamburg, die Neugestaltung des Restaurants Varna in Århaus und die Ausgestaltung des Verlagshauses von Gruner & Jahr.
Licht als Gestaltungselement
Verner Pantons Lichtgestaltung stellt ein wichtiges Element seiner kunstvollen Wohn- und Raumkonzepte dar. Licht wird bei ihm, neben Form, Farbe und Material, zu einem eigenständigen Gestaltungselement. Er beschäftigt sich über lange Zeit intensiv mit Farbtheorien, Farbwirkung und der Physik des Lichtes. Der Designer entwickelt diverse Wand- und Deckenelemente mit integrierter Beleuchtung, die wesentlich dazu beitragen eine gewünschte Stimmung hervor zu rufen und Plastizität zu erzeugen. Sein Leuchtendesign bildet mit seinem Mobiliar eine stimmige Einheit.
Innovatives Leuchtendesign: Ob Organisch oder Geometrisch
Verner Pantons Leuchten sind mehr als nur Lichtquellen, sie sind gleichermaßen künstlerische Objekte. Sein Leuchtendesign lässt sich in zwei Gruppen gliedern: Zum einen organisch wuchernde, zum anderen auf geometrische Klarheit basierende Licht-Objekte. Jene mit organischer Formgebung, die so genannten Fun- und Spiral-Leuchten, bestehen im Wesentlichen aus runden Plättchen, die – je nach Modell- in unterschiedlicher Weise um das Leuchtmittel angeordnet sind. Die einzelnen Plättchen aus Aluminium oder Perlmut sind mit Metallringen befestigt, hängen dicht an- und in Etagen übereinander. Panton hat mit dieser Technik sehr große und traubenartige Konstruktionen geschaffen. Ein schöner Nebeneffekt ist der Klang, welchen die aneinanderstoßenden Plättchen erzeugen, wenn sie durch einen Windhauch bewegt werden.
Entwürfe mit zeitloser Einfachheit
Die zweite Gruppe der Patton-Leuchten zeichnen sich vor allem durch eine geometrische Formensprache und eine klare Anmutung aus. Sie bestechen durch grafische Coolness und zeitlose Einfachheit. Exemplarisch für dieses Gestaltungskonzept ist die Topan aus dem Jahr 1959. Sie kommt auch bei der Gestaltung des Hotel-Restaurants Astoria in Trondtheim zum Einsatz. Panton empfiehlt diese kugelförmige, nach unten offene Pendelleuchte sehr tief zu hängen – so kann sie auch in großen Räumen Intimität schaffen. Der Schirm der Topan-Leuchte besteht aus lackiertem oder gebürstetem Aluminium. Aktuell wird die Topan von dem dänischen Hersteller &tradition produziert.
Quelle: &tradition
Klassiker des Leuchtendesigns
Die Pendelleuchte Flower-Pot kommt 1968 heraus und wie mit der Topan schafft Verner Panton mit ihr einen Leuchten-Klassiker. Die Pendelleuchte besteht aus zwei ineinandergeschobenen Halbkugeln; eine bildet den Lampenschirm, eine beherbergt das Leuchtmittel und verdeckt es gleichzeitig gekonnt. Die Innenseite der Halbkugel fungiert als Reflekor. Bereits in den 70er Jahren wird die Flower-Pot ein Verkaufsschlager, aber ihre schlichte Gestalt und ihre Farbgebung überzeugt bis heute. Mit ihrer klaren und positiven Erscheinung schmückt diese Kultlampe jeden Raum. Panton selbst hängt seine kleinen Leuchten oft in Gruppen, so dass diese gemeinsam eine große Lichtquelle bilden. Auch die Flowerpot, präsentiert er gerne auf diese Weise. Neben der Pendelleuchte Flowerpot VP1 findet Ihr auch Varianten als Tischleuchte in unserem DesignOrt Onlineshop.
Panthella von Verner Panton
Eine weitere Panton-Leuchte zählt heute zu den Klassikern des skandinavischen Designs: Panthella. Er entwirft sie 1971 in den Varianten Steh- und Tischleuchte. Die Ausgangsform ist auch hier geometrisch: Ein Kreis. Aus diesem komponiert Panton gekonnt eine fließend-organische Form, die den ikonischen Leuchtfuß bildet. Abgerundet wird die Leuchte durch einen transluzenten Schirm in Form einer Halbkugel. Panthella wird aktuell von dem dänischen Hersteller Pulsen produziert. Mit Louis Pulsen hat Verner Panton bereits in den 50er Jahren die Zusammenarbeit aufgenommen.
Quelle: Louis Poulsen
Viele weitere Designerleuchten findet ihr ebenfalls im DesignOrt Onlineshop für Beleuchtung
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